Essay, 1995
Die Erkenntnis der Wahrheit
„Der Weg erfordert keine Kultivierung – verschmutze ihn einfach nicht. Was ist Verschmutzung?
So lange dein unbeständiger Geist Künstlichkeiten und Erfindungen fabriziert,
ist all das Verschmutzung. Wenn du den Weg direkt erkennen willst – dann ist der natürliche Geisteszustand der Weg. Was ich mit dem natürlichen Geisteszustand meine, ist der Geist ohne Künstlichkeit, ohne subjektive Urteile, ohne Anhaftung oder Ablehnung.“
–Zenmeister Mazu Daoyi –
Wer könnte der offensichtlichen Wahrheit von Mazu widersprechen? Die Frage war jedoch immer, wie dieser erhabene Zustand zu erreichen sei.
Die große Gabe des Enneagramms besteht darin, uns eine reflektierende Oberfläche zu geben, auf der sich die künstlichen Erfindungen des Geistes spiegeln können. Verschmutzung oder der unbeständige Geist wird durch die Charakterfixierung verursacht. Anhaften, Ablehnen, subjektive Urteile und Künstlichkeit sind die Kennzeichen der Fixierung. Charakterfixierung ist die Verfestigung von Äonen von aufwallenden Begierden und Geistesfluktuationen in Form von mentaler Aktivität. Diese Verfestigung wird als „ich und meine Vergangenheit“ erlebt. Die Wellen sind Gedanken über „ich und was ich will“.
Sobald wir die subtilen Strukturen der mentalen Aktivität erkennen, können wir aufhören, Wellen zu machen, und der Geist kann sich ausruhen oder ergeben. Wir geben das Wellenmachen und die Bewegungen im Geist auf. Unser Ego ergibt sich und ist bereit, sich selbst zu zerstören, um den Weg zu verwirklichen. Der Weg, oder Tao, wird auch das Selbst genannt.
Das Ergebnis dieses Aufgebens ist zunächst Frieden. Nicht nur eine Art Ruhe, Taubheit oder Leere, sondern tiefer, wahrer, wesentlicher Frieden. Diesen Frieden nehmen wir als totale Fülle war, die in glückseliger Stille überfließt. Liebe ist unsterbliches Sein, das sich seiner selbst gleichzeitig als Subjekt und Objekt und der Transzendierung von Subjekt und Objekt bewusst ist. In dieser Erkenntnis wird uns direkt bewusst: „Ich bin das Eine Unnennbare!“
Die direkte Verwirklichung des unsterblichen Seins taucht in verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt auf. Zwei der ältesten Übertragungen dieser Verwirklichung stammen aus Indien und China. Obwohl die chinesische und indische Kultur so verschieden zu sein scheinen, führen beide kulturellen Strömungen zur gleichen Quelle direkter persönlicher Selbstverwirklichung. Dabei handelt es sich nicht um ein Glaubenssystem, Religion oder Praxis, obwohl sich all diese um die Offenbarung der Quelle herum gebildet haben wie Schlacke. Die Wahre Offenbarung führt zur direkten und unmittelbaren Selbst-Verwirklichung. Dies ist der Sinn des Lebens, die Chance, das wahrhaftige Potenzial einer menschlichen Geburt auszuleben. Diese unergründliche Totalität jenseits jeglicher Namen und Formen wird in China Tao genannt und manchmal als „Der Weg“ übersetzt. In Indien heißt dasjenige, worin Gott, Seelen und das Universum erscheinen und verschwinden, Brahman oder das Selbst.
Wenn wir heutzutage von uns selbst sprechen, beziehen wir uns meistens auf den physischen Körper mit seinen dazugehörigen Gedanken und Gefühlen. Trotzdem ist all das lediglich die Bewegung des Geistes, die eine klare Wahrnehmung der Wahrheit blockiert. Klare Wahrnehmung gibt es nur ohne Verschmutzung. Wenn es keine Verschmutzung gibt, ist der Geist still. Dieser stille Geist ist das Ziel jeglicher spiritueller Praxis. Er ist gleichzeitig der Weg zur
Selbstverwirklichung und sein Ergebnis.
Unser großes Dilemma ist es nun, den Geist zur Ruhe zu bringen, die Geistes-Verschmutzung zu beenden und direkt zu erkennen, dass wir das Wahre Selbst und reines, ungetrenntes Bewusstsein sind. Die Einsicht in diese Verwirklichung findet ihren wortgewandtesten Ausdruck in einem Klassiker der Advaita-Literatur, der Avadhuta Gita (Der Gesang der Befreiten):
Wie soll ich von dem Einen sprechen, das nicht-dual ist?
Wie soll ich von dem Einen sprechen, das das Wesen der Dualität besitzt?
Wie soll ich von dem Einen sprechen, das ewig und nicht-ewig ist?
Ich bin der Nektar der Erkenntnis – reine Existenz wie der Himmel.
Diese Erkenntnis, die Jesus mit den Worten „Ich und der Vater sind Eins!“ ausdrückte, ist die tiefgründigste und wertvollste Gabe göttlicher Gnade für die Menschheit. Viele haben die vollendete Süße der Stille bereits gekostet. Diese Stille ist nicht einfach die relative Ruhe im Gegensatz zu Lärm, sondern das transzendente Donnern der Stille, das relative Stille und relativen Lärm erschafft und erhält.
Der Heilige Johannes vom Kreuz drückte diese Verwirklichung sehr schön in seinen Schriften aus:
Ich ward entrückt, doch wusst’ ich nicht wohin;
und weilte ohne Wissen und Gedanken
hoch über alles Wissens Schranken.
Von Heiligkeit und Frieden
ward volle Kunde mir geschenkt:
In tiefer Wildnis abgeschieden
ward ich zum rechten Weg gelenkt.
Doch in Geheimnis wars versenkt.
Nur stammeln konnt’ ich
hoch über alles Wissens Schranken.
Viele Menschen unserer Zeit und Kultur hatten mittlerweile bereits einen Vorgeschmack der Wahrheit jenseits aller Formen. Ob durch Meditation, eine Nahtoderfahrung, Entheogene oder die Beobachtung eines Sonnenuntergangs – viele haben bereits die herabfließende göttliche Gnade und den Vorgeschmack der Heiligkeit und Reinheit gespürt, die im Zentrum von allem ist. Allerdings bleibt die Frage offen, wie wir aus diesen oftmals flüchtigen Augenblicken eine dauerhafte Perspektive machen können; die von der den Geistesbewegungen nicht verzerrt wird. Viele verschiedene Praktiken wurden bereits erprobt und hatten unterschiedlichen Erfolg damit, den Geist verhältnismäßig zu beruhigen. Dennoch ist den meisten der endgültige Durchbruch bisher nicht gelungen.
Die Lösung, die im Zen für den endgültigen Durchbruch genutzt wird, ist die Tradition des plötzlichen Erwachens. Zen ist die japanische Aussprache des chinesischen Zeichens für Chan. Chan, oder: Nicht-Geist, gelangte aus Indien nach China und ist die chinesische Aussprache von Djyan (Dhyana), einem Sanskrit-Ausdruck, der gleichzeitig Meditation und Nicht-Geist bedeutet.
Die Plötzliche Schule des Nicht-Geistes begann in China mit Bodhidarma und ging von ihm auf Hui Neng über. Hui Neng war ein wandernder Holzfäller und Analphabet. Als er eines Tages eine Ladung Holz ablieferte, hörte er, wie das Sutra vom Diamantschneider rezitiert wurde, woraufhin er erwachte. Schließlich wurde ihm die Robe eines Chan-Meisters zugestanden und er gründete die Südliche Schule der Plötzlichen Erleuchtung.
Dem zum Trotz ist Zen meiner Erfahrung nach in den USA und in Japan zu einer endlosen Praxis verkrustet. In Japan sind Zen-Tempel zu Familienunternehmen geworden, die vom Vater an den Sohn übergehen werden und so die Versorgung der Familie sichern und Zen-Priester für Beerdigungen und andere Anlässe zur Verfügung stellen.
Ich hatte ein tief gehendes Erwachen Erlebnis in einem Zen-Kloster in den Bergen außerhalb von Kyoto. Es wurde vom Leiter des Klosters bezeugt und beim Abendessen von ihm verkündet. Wir feierten das Ereignis, indem wir bis nach Mitternacht aufblieben, Bier tranken und Lieder sangen. Am nächsten Morgen durften wir bis sechs Uhr morgens ausschlafen. Und trotzdem war am nächsten Morgen der alte Geist zurück. Die Stille war flüchtig.
Selbst-Erforschung: Den Ursprung des Geistes entdecken
Erst nachdem ich zahlreichen spirituellen Traditionen und Übertragungslinien gefolgt und vielen Gurus und Heiligen begegnet war, traf ich auf die reine Übertragung der perfekten Verwirklichung. Im weiten Universum der Spiritualität, wo Ansprüche und Gegenansprüche, Vertuschung und Betrug weit verbreitet sind, gab es einen, dessen Selbst-Verwirklichung allgemein anerkannt ist und der niemals Schaden verursacht hat. Seine Anhänger nannten ihn Ramana Maharshi. Er sagte: „Du kannst Freude und Glückseligkeit nicht erlangen. Dein eigentliches Wesen ist Freude und Glückseligkeit.“
Er sagte auch:
Das persönliche Gebilde, das seine Existenz mit dem Leben in einem physischen Körper
gleichsetzt und sich selbst als »ich« bezeichnet, ist das Ego. Der physische Körper, der an und für sich unbewegt ist, besitzt kein Ich-Bewusstsein. Das Selbst, das reines Bewusstsein an sich ist, besitzt kein Ich-Bewusstsein. Geheimnisvollerweise erhebt sich zwischen diesen beiden das Ich-Bewusstsein, der Ich-Gedanke. Dieses Ego oder die getrennte persönliche Identität bildet die Wurzel allen Leidens im Leben. Deshalb ist es mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu vernichten. Das ist Befreiung oder Erleuchtung oder Selbsterkenntnis.
Die Methode, die Ramana vorschlägt, um den Knoten des Egos zu lösen, heißt Selbst-Erforschung. Dies ist die Essenz der geheimsten Lehren aus der indischen Strömung, die später zur Erleuchtung des Buddha führt und auch von ihm gelehrt wird. Die Methode lässt sich am besten dadurch charakterisieren, dass der stille Geist seine eigene Quelle erkennt. Ein stiller Geist ist ein Geist, der frei ist von Verstrickungen. Ein stiller Geist hat das Rechthaben aufgegeben; er muss nichts wissen, tun oder haben. In der Tiefe der Selbstverwirklichung verbrennen alle Verstrickungen und Kämpfe in der Erkenntnis ihrer unwirklichen Natur.
Traditionellerweise wird die Selbst-Erforschung als ein Prozess des Geistes beschrieben, der sich nach innen wendet um zu fragen: „Wer bin ich? Bin ich dieser Körper? Bin ich diese Gedanken? Bin ich diese Gefühle?“ Während der stille Geist den Gedanken des „Ich“ aufkeimen sieht, folgt es ihm bis zu seiner Quelle, wo er sich auflöst und das Wahre „Ich“ hindurchscheint. In der hinduistischen Tradition wird dieses Wahre „Ich“ vom Selbst-verwirklichten Meister an den dafür reifen Suchenden weitergegeben. Die indische und die chinesische Methode enden mit einem plötzlichen Erwachen. Der Weg dorthin variiert je nach den Umständen der jeweiligen Zeit. Am Ende des Wegs wartet jedoch immer derselbe Lehrer.
Das Enneagramm der Charakterfixierung
Eine dritte Strömung stammt aus dieser Quelle und kehrt zu ihr zurück. Die Sufi-Bruderschaft mit ihren mesopotamischen Wurzeln hat uns das Enneagramm überliefert, und damit Jahrhunderte der Erkenntnis über die Essenz und das Schwarze Loch. Das Enneagramm der Charakterfixierung, wie wir es heute kennen, ist die präziseste Beschreibung vom Egoknoten, den es zu lösen gilt. Es zeigt uns, auf welche Weise sich das Bewusstsein im physischen, mentalen oder emotionalen Körper verfestigt hat. Es zeigt uns die Prüfungen, die bestanden werden müssen und die Fähigkeiten, derer es bedarf, um mit dem Suchen aufzuhören und mit dem Finden anzufangen.
Diese Prüfungen zeigen sich im mentalen, emotionalen oder physischen Bereich innerhalb des situativen Körpers. Der situative Körper, der allegorisch auch „Das Magische Theater“ oder noch wörtlicher „die Blase der Wahrnehmung“ genannt wird, spiegelt die Bewegungen des Geistes und seiner Projizierungen je nach den äußeren Umständen wider. Was als Familie, Freunde, Beziehungen, Arbeit, Überleben oder Sex erscheint, erscheint in Wirklichkeit alles im situativen Körper. Das ist unser Magisches Theater, in dem wir alle geprüft und initiiert werden.
Bei den Prüfungen stehen sich der eigentliche Charakter und die Charakterfixierung gegenüber. Man kann sagen, dass sich die Heilige Idee der Fixierung mit den Leidenschaften der Fixierung um den Besitzanspruch auf die Seele prügelt.
Wir müssen selbst entscheiden. Und unsere Entscheidungen haben enorme Auswirkungen. Wenn wir uns eigensüchtig entscheiden, werden wir in die Hölle der Umstände geworfen. Wenn wir uns für Wahrheit, Freiheit und Liebe entscheiden statt für unseren persönlichen Komfort und unsere fixierte Identität, dann entscheiden wir uns für den Charakter, der die Charakterfixierung zerstört und uns zu tiefem und wesentlichem Frieden jenseits aller Umstände führt. Wir sehen überall Liebe. Etwas führt uns zur Wahrheit unseres Wesens jenseits der Essenz.
Die Charakterfixierung verdeckt den Verlust des wahren Charakters. Der wahre Charakter ist die Integrität und Essenz der Seele. Die Entscheidung für wesentliche Freundlichkeit anstelle der fixierten Imitierung von Freundlichkeit kann manchmal äußerst unfreundlich wirken. Dem wahren Charakter ist die äußere Erscheinung egal. Er erwartet nichts. Die fixierte Freundlichkeit sorgt sich dagegen reichlich darum, wie ihr Verhalten nach außen wirkt und was sie dafür erhält.
Diese Prüfungen tauchen bei jeder Fixierung auf. Dort, wo unsere Fixierung liegt, sind wir jedoch am wenigsten bewusst und am wenigsten bereit, unsere Krücken und Ausreden aufzugeben. Hier hilft uns das Enneagramm mit seiner großen Gabe: es weist uns in die Richtung seiner eigenen Zerstörung.
Das Enneagramm ist eine präzise Beschreibung des Egoknotens. Es beschreibt auf perfekte Weise das falsche „Ich“ des „Handelnden“, des „Wissenden“ und des „Genießers der Freuden“. Das Enneagramm ist ein Spiegel, in dem wir erkennen können, wer wir nicht sind. Die Geschichte der Fixierung ist die Interpretation der Geistesbewegungen in Beziehung zu anderen durch den Filter der Fixierung.
Jede Fixierung ist entweder damit beschäftigt, etwas zu tun, sich darüber Sorgen zu machen, was sie tun soll oder etwas zu beurteilen, das getan wurde. Diese präzisen Beschreibungen des Handelnden sind die Schlüssel, mit denen wir die Vergeblichkeit des „Handelns“ erkennen und sich die Chance für das „Ende des Handelns“ eröffnet.
Wenn wir das Enneagramm als Rahmen verstehen, stellen wir fest, dass all unser egogelenktes Handeln die Vermeidung einer angstvollen Erfahrung verdeckt. Der Zweifel der Sechser-Fixierung kann eine Dharma-Glocke sein, die mit ihrem Läuten sagt: „Du vermeidest gerade die Erfahrung von Angst“. Diesem Verständnis zufolge kann der Zweifel selbst zu einer Hilfe dabei werden, das zu erkennen, was die Fixierung zu vermeiden versucht und so latent vorhandene unterbewusste Identifizierungen mit bestimmten Erscheinungen aufdecken. Mit Erscheinungen meine ich entweder physische, mentale oder emotionale Körper oder Zustände.
Sind wir erst einmal dazu bereit, uns in die Todesangst und Verzweiflung zu stürzen, die im Herzen jeder Fixierung liegt, dann entdecken wir das Schwarze Loch.
Wenn wir uns hier der Unausweichlichkeit des Todes ergeben, finden wir das Tor zur Freiheit.
Das ganze Ego und jede Fixierung sind ein Versuch, sich vor dem Sturz in dieses Schwarze Loch zu schützen. Jede Fixierung verlangt nach Befriedigung und vermeidet Schmerz. Sobald diese Muster als mechanische Angewohnheiten erkannt werden, können wir sie zugunsten der Suche nach dem, wer wir wirklich sind, aufgeben. Uns wird klar, dass wir hungrig nach der Essenz sind und uns trotzdem mit einer Idee von Sicherheit, Bequemlichkeit oder starker physischer Stimulierung zufrieden geben. Wenn wir das erkennen, wächst unsere Bereitschaft, alles zugunsten dieser Essenz aufzugeben.
Jede Fixierung beschreibt Muster des Wissens und des Unwissens. Wenn wir Wissen und Unwissen verwerfen, erscheint waches Nicht-Wissen in einem ruhigen Geist ohne Gedankenfluktuationen.
Den Knoten des Egos lösen
Jede Seele sehnt sich nach dem Nachhause kommen. Diese Sehnsucht zu erkennen ist spirituelle Reife. Diese Sehnsucht nach Zuhause, Frieden, Freiheit und Liebe ist das einzige wahre Verlangen. Bis dieses Verlangen erfüllt ist, wird es in die verschiedenen Wünsche der Fixierung gepumpt. Die Wünsche der Fixierung, die Leidenschaften, die die Fixierung funktionieren lassen, sind die Bewegungen des Geistes, die das wahre Zuhause verschleiern.
Wenn wir nicht mehr bereit sind, das gewohnte Leiden auszuspielen, das in der Identifizierung mit unserer Fixierung besteht, können wir den Knoten lösen und die Wahrheit entdecken. Damit einher geht die Offenlegung der tieferen, unterbewussten Motive hinter den fixierten Verhaltensweisen, Gedanken und Gefühlen.
Letzten Endes stellen wir fest, dass hinter allen Strategien der Fixierung der Versuch liegt, der Gewissheit des Todes auszuweichen. Wenn wir bereit sind, in das Schwarze Loch zu springen, uns unseren schlimmsten Albträumen zu stellen und all unsere Vorstellungen von uns selbst als persönliche Wesen aufzugeben, dann sind wir bereit, dem Tod zu begegnen und herauszufinden, was da wirklich stirbt. In der Bereitschaft, sich dem Tod völlig zu stellen, versinkt der Geist ganz von allein in Stille. Hinter den Pforten des Todes wartet die Verwirklichung.
Wenn uns die Verwirklichung gedämmert ist, verbrennen nicht automatisch alle latenten unterbewussten Identifizierungen mit Erscheinungen. Das Enneagramm dient hier weiterhin als Führer, so dass wir von plötzlich auftauchenden, latenten Identifizierungen nicht getäuscht werden können. Wenn beispielsweise Zweifel aufkommen, wissen wir, dass diese keine neuen Erkenntnisse darstellen. Wenn sexuelles Verlangen aufkommt, wissen wir, dass dies nicht bedeutet, dass wir „einfach im Moment sind“. Auf diese Weise kann das Enneagramm, solange der Körper atmet und lebendig ist, als ein Spiegel dienen, in dem sich der Atem selbst sehen kann.
Ein stiller Geist und Selbst-Erforschung in Verbindung mit dem Enneagramm stellen die größte Gabe für uns alle dar.