Als ich Eli Jaxon-Bear 2002 zum ersten Mal begegnete, wusste ich sehr wenig über das Enneagramm und überhaupt nichts über die Arbeit mit tiefen Trancezuständen. Erst ein Jahr zuvor hatte ich Gangaji zum ersten Mal getroffen, deren Präsenz und Weisheit mich radikal zum Halt brachte – meine spirituelle Suche nach Erleuchtung hatte ein Ende.
Nach der Begegnung mit Gangaji war ich sehr skeptisch, ob das Enneagramm oder irgendeine andere Methode wirklich nützlich sein könnte. Was ich über das Enneagramm hörte, klang großartig hinsichtlich seiner Fähigkeit, bei der Berufswahl oder in Beziehungsdingen zu helfen, aber es hatte wenig mit der Befreiung vom Leid, dass das Ego erzeugt, zu tun.
Später im Jahr 2002 nahm Gangaji an Elis Drei-Jahres-Programm teil, einer Gruppe, die der tiefen Erforschung unserer Wahren Natur dient. Elis Enneagramm-Retreat war zu diesem Zeitpunkt Voraussetzung für die Teilnahme an der Gruppe und obwohl ich immer noch skeptisch war, meldete ich mich für das Enneagramm-Retreat an und nahm schließlich an der Drei-Jahres-Gruppe teil – dies war eine lebensverändernde Entscheidung.
In dem Augenblick, als das Enneagramm-Retreat anfing, war klar, dass Elis Ansatz sehr verschieden war von dem, was ich kannte. Ich werde nie vergessen, wie er zu Beginn das Enneagramm als das definierte, was wir nicht sind. Ich fragte mich: „Was ich nicht bin? Was bedeutet das denn?“ Als ob er meine Gedanken lesen könnte, erklärte er, dass jeder Punkt auf dem Enneagramm eine Identifizierung oder Fixierung des Egos darstellt, die lediglich ein Überlebensmodus ist und die Wahrheit dessen, wer wir wirklich sind, verschleiert. Das Enneagramm war ein Spiegel, der dabei half, den eng geknüpften Schleier zu erkennen.
Er erklärte weiter, dass der Kern jedes der Punkte unserer Ego-Identität eine Grundangst darstellt, die das Verhalten in der Ego-Fixierung antreibt. Dieses Verhalten liegt so nah bei dem, wovon wir „denken“, dass wir das sind, dass wir uns meistens überhaupt nicht bewusst sind, dass unser Verhalten dadurch gesteuert wird. So wie wir einen Spiegel brauchen, um unsere Augenfarbe zu sehen, ermöglicht uns das Enneagramm, unser vom Ego gesteuertes Verhalten zu erkennen – das Verhaltensmuster, das zum Leiden führt.
Im Enneagramm-Retreat sprachen wir ziemlich bald über das Wesen der Fixierung. Elis Videoaufnahmen von Menschen mit verschiedenen Enneagramm-Typen half dabei, jedes Egomuster klar sichtbar zu machen, aber während das Retreat fortschritt, konnte ich mich in jedem der neun Punkte wiederfinden. Ich war verwirrt und hob vorsichtig meine Hand. Eli fragte mich, was das Wesen der Suche sei und was mich zum Retreat gebracht hatte. Ich antwortete mit einer langen und verwickelten Geschichte, die damit endete, dass ich mich selbst mit einem Kolibri verglich, der von Blüte zu Blüte flattert und den Nektar der Wahrheit sucht.
Ohne mit der Wimper zu zucken sagte er: „Der Redestil einer Neuner-Fixierung ist die Saga, für die Neun ist jedes einzelne Detail wichtig. Das Wesen der Neun ist der Suchende. Das ist der zentrale Punkt des Enneagramms und der Grund, warum du dich in all den anderen Fixierungen erkennen kannst.“ Er machte eine Pause und sagte: „Das Tor zu deiner Wahrheit ist Wut. Wut ist der Weg.“
Mein Herz setzte einen Moment aus, als ich dachte: „Was?! Wut?!“ Mein ganzes Leben lang war ich mir nicht bewusst gewesen, dass ich von Wut gesteuert war, aber dann wandte ich meine Aufmerksamkeit nach innen. Plötzlich wurde mir bewusst, wie ich, zwar unbewuss, aber mit all meiner Kraft, diese eine Sache zu vermeiden versuchte – WUT. Nach außen war ich ruhig aber im Inneren sagte ich mir: „Bäh! Nicht die Wut, alles, aber nicht die Wut!“
Jede Fixierung hat ihre spezifische Vermeidungsstrategie: für die Sechs ist es die Angst ums Überleben, für die Drei die Angst zu versagen, die Zwei fürchtet, nicht liebenswert zu sein, die Sieben hat Angst vor der Zukunft, die Fünf fürchtet den Verlust ihres gesamten Wissens, die Acht fürchtet sich vor Verletzbarkeit, die Neun hat Angst vor ihrer Wut und die Vier vor Identitätsverlust. Die eigentliche Grundangst ist bei allen Fixierungen die Angst vor dem Tod, vor dem Nichts, die zur Vermeidung all dessen führt, das uns in die tiefe Leere in uns selbst und in allen führen kann.
Der Wut zu begegnen fiel mir nicht leicht und eine tief liegende, unerklärliche Angst kam auf, aber anstatt der Angst nachzugeben, wandte ich all meine Aufmerksamkeit der Wut zu und öffnete mich ihr vollständig. Weder versuchte ich, sie zu unterdrücken, noch sie auszuleben, und innerhalb eines Augenblicks wurde ich selbst zu dieser Wut. Die extreme Energie dieser Wut und die Freude, ihr zu begegnen, waren unbeschreiblich. Was für eine Entdeckung! Die Wut, die ich stets vermieden hatte, war überhaupt nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Sie war nicht zu vergleichen mit dieser unglaublichen Energie, dieser Essenz des Lebens – und während ich das erkannte, verlor die Angst vor der Wut ihre Macht.
Damals hielt ich diese Begegnung für das Ende von etwas, aber in Wirklichkeit war sie der Anfang einer wahrhaftig tiefgründigen Erkundung meiner inneren Wahrheit. Ich konnte die fadenscheinige Natur der Ego-Fixierung in ihrer Tiefe erkennen und damit auch ganz deutlich sehen, wer ich NICHT bin. Mit den Jahren sind mir viele verschiedene Facetten der Fixierung klarer geworden und ich bin meinem eigenen, teilweise sehr schmerzvollen Verhalten nicht länger ausgeliefert.
Die Fixierung ist nicht einfach verschwunden aber, ich bin mir des Mechanismus der Fixierung äußerst bewusst und bemerke mein Verhalten, bevor es zu Leid führt. Dieses Bewusstsein ist ein extrem wirksamer Spiegel, der uns einen Moment der Entscheidung anbietet, bevor wir den gleichen alten Ego-Mustern folgen, die zu tiefem Leid führen können.
Meine Erkenntnisse über die Fixierung gaben mir nicht nur die notwendigen Einsichten, wie ich mich selbst von unnötigem Leid lösen konnte, sondern ermöglichen es mir auch, Zugang zu völlig fremden Menschen zu finden und sie so zu nehmen, wie sie sind, ganz ohne Urteil oder den Versuch, sie ändern oder verbessern zu wollen. Ich begegne dieser neuen Person einfach mit dem natürlichen Mitgefühl, das aus dem Verstehen der Fixierung entsteht. Dies ist wirklich eines der vielen Geschenke, die mir Elis Enneagramm-Ansatz gegeben hat.
Eli benutzt das Enneagramm auch in Verbindung mit Trancearbeit, um so unbewusste Verhaltensmuster offenzulegen. Es ist ein machtvolles Werkzeug, um diese unbewussten Muster zu entdecken und loszulassen – in der therapeutischen Arbeit kann dies äußerst hilfreich sein. Beide –Enneagramm und Trancearbeit – sind Werkzeuge, die mir dabei helfen, mich selbst und andere sehr viel klarer zu sehen.
Sowohl das Enneagramm als auch Elis gekonnte Methoden, mit anderen zu arbeiten, sind Fähigkeiten, die ein Leben lang nützlich sein werden und dazu dienen, sich von tief verankerten Leidensmustern zu lösen. Erst kürzlich habe ich ein Verhaltensmuster entdeckt, das sich durch mein gesamtes Leben zog, aber immer wenn ich den Grund dafür finden wollte, erinnerte ich mich einfach an nichts, das dieses Verhalten hätte erklären können. Mithilfe von Trancearbeit entdeckte Eli eine uralte Verletzung, die mir als Baby geschehen war. Es war extrem erleichternd, von diesem unbewussten Verhaltensmuster erlöst zu werden.
Sowohl Elis Enneagramm-Ansatz als auch seine meisterhaften Fähigkeiten als Therapeut sind äußerst nützliche Werkzeuge, um das Bewusstsein zu vertiefen, aber sie sind auch wertvolle Werkzeuge für jeden, der geschäftlich oder therapeutisch mit Menschen arbeitet. Es ist eine schmerzhafte Last, der Ego-Fixierung und unbewussten Verhaltensmustern ausgeliefert zu sein. Elis Ansatz macht es möglich, das Leiden mit einfachen Mitteln zu beenden – indem wir mit Hilfe des Enneagramms unsere Muster gespiegelt bekommen und sie so beenden können. Der wahre Schlüssel zur Befreiung ist die direkte und gründliche Erkenntnis dessen, wer wir NICHT sind!